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Es ist wieder soweit. Die Zeit der Geschenke, der Grübelei, der meterlangen Wunschzettel. Durch den Lockdown ist der Einzelhandel geschlossen – Spontankäufe sind so nur im Internet möglich. Klingt nicht gerade entspannt oder gar umweltfreundlich. Warum das Ganze, wenn doch auch wenig schenken Freude macht…
Vor zwei Jahren, habe ich einen Brief verfasst – an meine Familie, meine Freund*innen und letztlich auch an mich selbst. Darin beschrieben habe ich meinen Wunsch, mir keinen unnötigen Kram zu schenken. Für mich zählten darunter: Duschbad, Dekoartikel, Modeschmuck, Firlefanz und vor allem Schnittblumen! Letztere haben – wie ich finde – einen morbiden Touch. In dem Moment, in dem ich sie in eine Vase stelle, sterben sie bereits! Und noch schlimmer: ich kann sie nicht essen.
Auslöser für dieses Schreiben war jedoch kein üppiger Blumenstrauß, sondern eine Tischlampe, die ich Jahre zuvor an Weihnachten bekommen hatte. Bereits beim Auspacken wusste ich: diese Lampe und ich werden keine gemeinsame Zukunft haben. Ich verbannte sie in eine Kiste im Keller meiner Mutter, die ich irgendwo zwischen dem Weihnachtsdekokrempel und alten Sportschuhen geklemmt hatte. Aus den Augen, aus dem Sinn. Jahre später packte ich diese Kiste aus, unwissend, was sich in ihr befand: eine noch immer ungeliebte und unfassbar hässliche Lampe. Das schlechte Gewissen meldete sich bei mir. Jemand hatte mir dieses Ding geschenkt, in dem Glauben, sie oder er würde mir damit eine Freude bereiten. Sorry für die herbe Enttäuschung, aber dem war nicht so. Mir tat es leid, dass für diese Lampe jemand Geld ausgegeben hatte, Rohstoffe und Arbeitskraft in die Herstellung geflossen sind und ich das alles in keinster Weise wertschätzen konnte.
Um dieses Dilemma nicht noch einmal erleben zu müssen, schrieb ich besagten Brief. Ich erklärte darin, worauf ich Wert legte, was ich gern konsumierte (Schokolade!) und listete auf, was ich überhaupt nicht mochte (Früchtetee!) oder aus moralischen Gründen ablehnte (nicht-vegane Produkte!). Schenken ist eine schöne Geste. Nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern einfach mal so. Ich bin ehrlich: mein Brief sollte eine kleine Revolution auslösen. Ich wollte bewirken, dass sich mein Umfeld mit ihren eigenen Bedürfnissen auseinandersetzt und diese kommuniziert. Meine konkreten Wünsche sind oft triviale Gegenstände, aber dafür umso wichtiger, da sie mich täglich begleiten. Manchmal rollen meine Freund*innen belustigt mit den Augen, wenn sie hören, dass ich mir eine gute Seife oder eine Bambuszahnbürste wünsche. Letztlich sollten wir uns beim Schenken zurücknehmen und respektieren, was für den Menschen, den wir beschenken möchten, von Bedeutung ist und gleichzeitig im Hinterkopf behalten, ob wir selbst den Kauf dieses Produktes vertreten können. Dies ist ein schmaler Grat. Ich persönlich habe mir einige Tipps zu Herzen genommen, die ich gern mit euch teilen würde:
Schenken – das ist eine komplizierte Sache, wie ich finde. Einerseits können Geschenke unendlich viel Freude bereiten, manchmal machen sie aber auch wütend oder traurig (ich sag nur Tischlampe …). Früher habe ich Dinge verschenkt, um mich gut zu fühlen. Auf die Bedürfnisse anderer gehört habe ich erst, als ich mir meiner selbst bewusst wurde.
Mittlerweile fragen meine Freund*innen und meine Familie ganz konkret nach, ob und mit was sie mir eine Freude machen könnten, wenn es mal wieder was zu feiern gibt. Einen Blumenstrauß habe ich in den vergangenen zwei Jahren trotzdem bekommen: in seiner Mitte prangte ein kleiner Blumenkohl. Das habe ich ausnahmsweise gelten lassen.
Von Dominique